Arbeitsschutz im Wandel der Zeit. Im Zuge der Industrialisierung entwickelte sich langsam ein Bewusstsein für Arbeitsschutz. Unfallvermeidung und der Blick auf konkrete Gefahrenquellen wurden fortan thematisiert. Mit dem Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG), das am 7. August 1996 in Kraft trat, änderte sich die Sichtweise auf den Arbeitsschutz konkret. Die Gefährdungsbeurteilung aller Tätigkeiten trat in den Mittelpunkt und Arbeitgeber sind seitdem verpflichtet, gezielt und vorbeugend zu handeln. Im letzten Jahr feierte das Arbeitsschutzgesetz seinen 20. Geburtstag. Jahre, in denen sich in der schnelllebigen Arbeitswelt viel gewandelt hat. Globalisierung, Technologie-Entwicklungen, demografischer Wandel, eine zunehmende Flexibilisierung stellten die Arbeitswelt und auch den Arbeitsschutz immer wieder vor neue Herausforderungen. Anlass für uns, einige aktuelle Fragen zum Thema Arbeitsschutz in einer Expertenrunde zu diskutieren. Lesen Sie im Folgenden alle Antworten unserer Experten.
Wenn es um Sicherheit geht, ist die Qualität entscheidend. Schloemer setzt ausschließlich auf hochwertige Markenprodukte. Eine gleichbleibende und verlässliche Qualität der Produkte minimiert das Verletzungsrisiko und rückt den Schutz des Mitarbeiters an die erste Stelle.
Auch Sie setzen auf Marken. Warum entscheiden Sie sich häufig für Markenprodukte und welche Vorteile sehen Sie?
Udo Schulz
»Die Sicherheit der Beschäftigten zählt zu den integralen Bestandteilen bei der RAG Aktiengesellschaft. Auf Grund der schwierigen Arbeitsbedingungen unter Tage werden an Persönliche Schutzausrüstungen besondere Anforderungen gestellt, die weit über die jeweiligen Normanforderungen hinausgehen. Hersteller von Markenprodukten verfügen über die notwendige Kompetenz und Erfahrung, den besonderen Anforderungen, die an die PSA gestellt werden, gerecht zu werden und die Produkte in einer gleichbleibenden und zuverlässigen Qualität herzustellen. Sie zeichnen sich insbesondere durch kundenorientierte Betreuung, Beratung, Zuverlässigkeit sowie Innovationsfähigkeit aus. Aus unserer Erfahrung heraus zeigte sich, dass Persönliche Schutzausrüstungen nur dann zur Sicherheit der Beschäftigten beitragen, wenn sie eine hohe Trageakzeptanz aufweisen.«
Dr. Oliver Polanz
»Persönliche Schutzausrüstung (PSA) ist in der Rangfolge der Schutzmaßnahmen die Maßnahme, die dann ergriffen wird, wenn alle anderen, vorrangigen Maßnahmen keinen ausreichenden Schutz bieten. Vor Implementierung von PSA als Schutzmaßnahme wird über die Gefährdungsbeurteilung geprüft, ob ein Schutzziel über Substitution der Tätigkeit, technische und organisatorische Schutzmaßnahmen erreicht werden kann. Die bei SPIE eingesetzte PSA muss nach Ergreifung aller sonstigen Schutzmaßnahmen hinreichend schützen, gut bedienbar sein sowie ergonomisch und bzgl. des Tragekomforts sehr gute Eigenschaften aufweisen. Für SPIE ist es daher ausnehmend wichtig, dass die eingesetzten Produkte die genannten Eigenschaften bestmöglich erfüllen. Die Auswahl der PSA wird gemeinschaftlich von den Experten des HSEQ-Teams und den Vertretern der Mitbestimmung ausgewählt. Oft werden Produkte von etablierten Herstellern ausgewählt. Den Produkten liegen lange Produktentwicklungen zu Grunde und werden häufig von Anwendern getestet, bevor sie in Serie gehen. Die genannten Faktoren führen dazu, dass bei SPIE häufig Markenprodukte eingesetzt werden.«
Stefan Gandelau
»Die Qualität der Produkte und damit die Haltbarkeit ist für uns ein entscheidender Faktor. Was nutzen billige Produkte, wenn ich sie um ein vielfaches mehr anschaffen muss, da die Standfestigkeit nicht gegeben ist. Bisher haben wir hier mit Markenprodukten die besten Erfahrungen gemacht.«
Karsten Kazmierczak
»Für uns steht ganz klar das Produkt und seine Schutzfunktion im Vordergrund. Aber wir brauchen mehr als nur das Produkt. Erreichbarkeit, Zuverlässigkeit, schneller Service sind Faktoren, die für uns ebenso eine große Rolle spielen. Markenhersteller können diesen Service erfahrungsgemäß bieten. Darüber hinaus stehen Markenhersteller häufig für Innovationen. Sie treiben neue Entwicklungen im Arbeitsschutz voran und sind auch kompetenter Ansprechpartner für individuelle Lösungen.«
Hans-Joachim Waesch
»Wir setzen gerne auf die Marktführer, da sie in der Regel Neuentwicklungen vorantreiben und das Thema Nachhaltigkeit bei der Herstellung ihrer Produkte immer eine große Rolle spielt.«
Welche Rolle spielen Eigenmarken im Bereich der PSA? Sehen Sie diese als ernstzunehmende Alternative zu den etablierten Marken oder eher als
Risiko für die Sicherheit?
Udo Schulz
»Bei der RAG werden grundsätzlich keine Eigenmarken eingesetzt. Wir legen besonderen Wert auf hochwertige Qualitätsprodukte, da Persönliche Schutzausrüstungen insbesondere den speziellen Anforderungen an den Untertageeinsatz genügen müssen.«
Dr. Oliver Polanz
»Markenprodukte sowie Eigenmarken unterliegen der Prüfung und ggf. Zertifizierung gegen europäische Verordnungen/Richtlinien und Normen. Entsprechend sollten alle Produkte gleiche Standards erfüllen. Eine gute behördliche Marktüberwachung könnte zudem ein Risiko bzgl. mangelhafter Sicherheit der Produkte minimieren. Um einen Qualitätsstandard sicher zu stellen, setzt SPIE zusätzlich auf die Beratung der Lieferanten, die häufig eigene Überwachungsmechanismen und Erfahrungen bzgl. angebotener Eigenmarken etabliert haben. Eigenmarken können daher, abhängig von dem Hersteller und der Bewertung durch den Lieferanten, nach Trageversuchen bei SPIE eine sehr gute Substitutionsalternative zu Markenprodukten darstellen.«
Stefan Gandelau
»Die Gefahr, dass bei Eigenmarken zu sehr auf den Preis und nicht auf die dauerhafte Qualität gesetzt wird, sehe ich als sehr hoch. Im Bereich der Eigenmarken werden die Hersteller aus meiner Sicht auch zu oft gewechselt um beim Preis stabil zu bleiben. Hier sehe ich ganz klar das Risiko am Ende für den Anwender.«
Karsten Kazmierczak
»Bei Eigenmarken steht oft der Preis im Vordergrund, dafür haben die Produkte in der Regel aber auch weniger zu bieten. In einem Test konnten wir klar belegen, dass Produkte mit gleicher Zertifizierung nicht automatisch die gleiche Schutzwirkung haben. Eigenmarken erfüllten häufig lediglich die Mindestanforderungen, Markenprodukte hingegen einen Schutz darüber hinaus. Daher entscheiden wir uns für das Markenprodukt.«
Hans-Joachim Waesch
»Wenn wir eine sogenannte Eigenmarke einsetzen, dann ist es ein Produkt, das mit einem führenden Hersteller gemeinsam entwickelt wurde und unseren speziellen Anforderungen gerecht wird. Ein Risiko für die Sicherheit besteht dann absolut nicht, da wir an solche Produkte immer über normalen Anforderungen hinaus die Schutzfunktion verbessern.«
Arbeitsschutzprodukte können heute über unterschiedlichste Kanäle beschafft werden. Neben dem PSA-Fachhandel stehen unzählige Online-Shops und sogenannte Generalisten mit einem breiten Produktsortiment für die Beschaffung zur Verfügung. In den letzten Jahren lockten viele mit dem Versprechen „Wir können alles“. Schloemer hingegen ist als PSA-Spezialist bekannt.
Wie wichtig ist Ihrer Meinung nach die Spezialisierung des PSA-Fachhandels und welche Vorteile sehen Sie in der Zusammenarbeit mit einem Spezialisten?
Udo Schulz
»Eine Spezialisierung des Handels in Fragen rund um das Thema Arbeitsschutz wird aus meiner Sicht immer wichtiger. Wir arbeiten schon seit vielen Jahren mit der Firma Schloemer als unseren Systemlieferanten erfolgreich zusammen. Die bei der RAG verwendeten standardisierten Persönlichen Schutzausrüstungen sind für die RAG in einem PSA-Katalog, der in Zusammenarbeit mit der Firma Schloemer erarbeitet und systemtechnisch umgesetzt wurde aufgeführt. Die in dem PSA-Katalog enthaltenen Produkte wurden durch den Arbeitsschutz der RAG vorgegebenen. Jedoch zeigt sich immer wieder, dass auch Produkte in besonderen Arbeitsbereichen benötigt werden, die nicht in unserem PSA-Katalog gelistet sind. Die in den einzelnen Fachbereichen wie z.B. Kopf-, Hand- oder Fußschutz spezialisierten Mitarbeiter (innen) der Firma Schloemer unterstützen und beraten den Arbeitsschutz kompetent bei der Auswahl der "richtigen" PSA für den jeweiligen Einsatzzweck.«
Dr. Oliver Polanz
»Wesentlicher Faktor bei einer Spezialisierung ist die Diversifizierung des Branchenwissens innerhalb des spezialisierten Unternehmens. Ein PSA-Fachhändler wird seine Mitarbeiter in unterschiedlichen Fachgebieten spezialisiert haben. Dies führt dazu, dass das Beratungsspektrum breit gefächert und ausreichend detailliert ist um bedarfsgerechte Systeme anzubieten. Unter Systemen in diesem Sinne ist zu verstehen, dass im Rahmen einer Beratung durch den Lieferanten alle Rahmenparameter des Arbeitsplatzes berücksichtigen um durch ein Zusammenwirken von z.B. mehreren PSA-Arten keine neuen Gefährdungen zu schaffen. Eine Spezialisierung erhöht damit die Beratungsqualität.«
Stefan Gandelau
»Es gibt mit Sicherheit eine Großzahl von Produkten welche sich im Online-Shop einfach bestellen ließen, aber was ist, wenn es mal hackt oder ich eine Nachfrage habe? Hier ist mir der Fachhandel, bzw. ein fester Ansprechpartner enorm wichtig. Bei der Vielzahl der auch immer wieder anfallenden Sonderlösungen, welche wir benötigen, ist der Kontakt zu einem Expertenteam extrem wichtig, hier möchte ich auf keinen Fall drauf verzichten.«
Karsten Kazmierczak
»Spezialisierung bedeutet, dass der Händler Experte auf seinem Gebiet ist. Er verfügt über ein umfassendes Know-how zu seinen Produkten und Dienstleistungen und kann uns als Kunden dadurch bestens beraten. Als Spezialist bietet der Fachhändler im besten Fall für jeden Fachbereich einen Ansprechpartner, der unsere Fragen schnell und kompetent beantworten kann, egal ob es gerade um Kopfschutz, Atemschutz oder Schutzkleidung geht. Alle Mitarbeiter sind spezialisiert und durch die Vernetzung ihres Wissens bieten sie eine ganzheitliche und verlässliche Beratung, die uns entlastet. Das ist der Service und die Qualität an Beratung, die wir brauchen. Ebenso wie die Erreichbarkeit sowie zuverlässige Lieferung.«
Hans-Joachim Waesch
»Die Spezialisierung des Fachhandels ist sehr wichtig, da eine gute Beratung mit einem sehr guten Fachwissen gefragt ist. Kleinere Unternehmen sind auf solche Spezialisten angewiesen, da dort ein Fachwissen über das gesamte PSA Angebot nicht vorhanden sein kann.«
Im Zuge des demografischen Wandels müssen sich Unternehmen mit einem steigenden Alter der Belegschaft auseinandersetzen. Der präventive Arbeits- und Gesundheitsschutz spielt eine elementare Rolle, wenn es um die Erhaltung oder Erhöhung der Beschäftigungsfähigkeit älterer Arbeitnehmer geht.
Sehen Sie den demografischen Wandel als Herausforderung an den Arbeitsschutz?
Udo Schulz
»Da die Beschäftigten immer älter werden, werden auch die Persönlichen Schutzausrüstungen den altersgerechten Anforderungen angepasst werden müssen. Hier stehen dem Arbeitsschutz noch große Herausforderungen bevor und die Problemstellungen können nur gemeinsam von den Sicherheitskräften in den Unternehmen mit den Herstellern von PSA gelöst werden können.«
Dr. Oliver Polanz
»Der demografische Wandel führt bezogen auf die Unternehmen dazu, dass in Teilbereichen alters- und alternsgerechte Arbeitsplätze zur Verfügung gestellt werden müssen. Die Herausforderung stellt sich nicht nur für den Arbeitsschutz sondern für das gesamte Unternehmen. Es ist dieses Thema betreffend ausnehmend wichtig, dass abteilungsübergreifend Konzepte geschaffen werden. Beteiligte Stakeholder sind die Unternehmensleitung, die Personalabteilung, die Mitbestimmung und die Arbeitsschutzabteilung. Die Herausforderung besteht für alle Konzepte zu erstellen. Ergonomisch angepasste PSA und andere Speziallösungen auf dem PSA-Markt können in einem der Bereiche eine hilfreiche Ergänzung sein.«
Stefan Gandelau
»Auf jeden Fall. Wir müssen uns darauf einstellen, dass wir die PSA immer mehr den Menschen anpassen müssen, also individuelle Lösungen für die einzelnen Probleme. Hier sind wir mit den Korrekturschutzbrillen und der Zusammenarbeit über Schloemer mit einem Orthopädie-Fachbetrieb sehr gut aufgestellt. Auch die Nutzung von Orthesen wird in Zukunft ein Thema sein, um Belastungen von verschiedenen Körperregionen weiter zu reduzieren.«
Karsten Kazmierczak
»Der demografische Wandel muss vom Unternehmen ganzheitlich betrachtet werden. Arbeitnehmer müssen heutzutage länger arbeiten, es gibt zunehmend ältere Arbeitnehmer und das Durchschnittsalter der Belegschaft steigt. Die Herausforderung dabei liegt darin, die Beschäftigungsfähigkeit und Motivation der Mitarbeiter zu erhalten. Dazu müssen technische und organisatorische Maßnahmen getroffen werden. Aber auch altersbedingte Anforderungen an den Arbeitsschutz treten für uns immer stärker in den Fokus. Bei den Atemschutzträgern können wir erkennen, dass es mit steigendem Alter schwieriger wird, die Eignungsuntersuchung zu bestehen. Allerdings bemerken wir ebenso, dass individuell angepasste PSA bereits für jüngere Arbeitnehmer wichtig ist. So werden orthopädische Einlagen quer durch den Altersdurchschnitt benötigt und auch bei Otoplasten spielt das Alter des Arbeitnehmers eine eher untergeordnete Rolle.«
Hans-Joachim Wasch
»Sicherlich ist der demografische Wandel überall eine große Herausforderung und daher natürlich auch im Arbeitsschutz. Hierzu muss ich aber sagen, dass die PSA Hersteller sich dem Thema schon seit längerer Zeit angenommen haben und individuelle Lösungen bereits anbieten.«
Wo in der Praxis müssen Sie auf den demografischen Wandel bereits heute reagieren?
Udo Schulz
»Auch bei der RAG werden bedingt durch das gestiegene Alter der Belegschaftsmitglieder in den letzten Jahren verstärkt Korrektionsschutzbrillen, aber auch Bildschirmarbeitsplatzbrillen, zur Erledigung der anstehenden Arbeiten zur Verfügung gestellt. Auf Grundlage der BGR 191 werden auch vermehrt orthopädische Speziallösungen wie orthopädische Einlagen oder Absatzerhöhungen für Sicherheitsschuhe benötigt. Ein Produkt, welches meines Erachtens in der Zukunft immer mehr Beachtung finden wird sind Diabetikerschuhe, da mittlerweile Diabetes die Volkskrankheit Nr.1 ist. Hier sind die Schuhhersteller besonders gefordert, da Menschen mit Diabetes über ein deutlich vermindertes Schmerzempfinden im Fußbereich verfügen. Insbesondere müssen PSA der Zukunft besondere Rücksicht auf den demografischen Wandel in unserer Gesellschaft nehmen. Ferner sollte nicht außer acht gelassen werden, dass immer mehr Frauen in technischen Berufen beschäftigt sind und auch diesen eine "passende" PSA zur Verfügung gestellt wird.«
Dr. Oliver Polanz
»Im betrieblichen Alltag müssen alle Unternehmen in allen Bereichen auf den demografischen Wandel reagieren. Dies gilt jedoch besonders im gewerblichen Bereichen, in denen die Mitarbeiter besonderen, belastenden Tätigkeiten, z.B. ergonomischen Anforderungen ausgesetzt sind.«
Stefan Gandelau
»Die Anpassung der Ergonomie an den Arbeitsplätzen wird sich auf die Belastbarkeit und Fähigkeit der älteren Menschen einstellen müssen. Hier ist zu überlegen, wie z.B. Orthesen hier unterstützen können.«
Karsten Kazmierczak
»In Bezug auf den demografischen Wandel hat Prävention oberste Priorität. Daher versuchen wir, im ersten Schritt technische und organisatorische Maßnahmen für die Mitarbeiter zu schaffen. Aktuell stehen den Mitarbeitern schon viele Angebote zur Verfügung, die dazu beitragen, im Job fit zu bleiben. Sie haben Trainingsmöglichkeiten im Fitness-Studio und können an einem Bewegungstraining teilnehmen. Mit höhenverstellbaren Schreibtischen fördern wir die körpergerechte Haltung. Es gibt gesundes Essen in der Kantine und den Mitarbeitern steht kostenloses Wasser zur Verfügung. Unabhängig davon kommt bei uns auch individuell angepasste PSA in Form von Otoplastiken, Korrektionsschutzbrillen und orthopädischen Einlagen zum Einsatz.«
Hans-Joachim Wasch
»In erster Linie spielt dabei die Ergonomie die größte Rolle, denn ein ergonomisch eingerichteter Arbeitsplatz ist die Grundvoraussetzung. Hier arbeitet die Arbeitssicherheit mit der Fachabteilung Ergonomie eng zusammen.«
Traditionelle wirtschaftliche Strukturen verändern sich. Einst regional verwurzelte Unternehmen und Konzerne sind über die Jahre häufig zu überregionalen Netzwerken herangewachsen. In diesen Betrieben ein einheitliches PSA-Sortiment durch- und umzusetzen, stellt Arbeitssicherheit, Betriebsrat und den Einkauf oft vor so manche Hürde.
Wo steht Ihr Unternehmen aktuell in dieser Frage und wie weit sind Sie in diesem Prozess gekommen?
Udo Schulz
»Bereits Mitte der 90er Jahre wurde bei der RAG in Zusammenarbeit mit den Betrieben, der Mitbestimmung, dem Einkauf und der Arbeitssicherheit ein Konzept entwickelt, mit dem Ziel, die Versorgung mit Persönlicher Schutzausrüstung über einen Systemlieferanten abzuwickeln. Grundlage hierfür war eine Sortimentsbereinigung und die Erstellung eines gemeinsamen PSA-Kataloges. Die RAG arbeitet seit 1997 erfolgreich mit einem Systemlieferanten zusammen. Der Systemlieferant Firma Schloemer wird die RAG bis zum Auslauf des deutschen Steinkohlebergbaus als Partner begleiten.«
Dr. Oliver Polanz
»Bei SPIE werden persönliche Schutzausrüstungen durch ein gemeinsames Gremium bestehend aus Arbeitsschutzexperten und Mitgliedern der Mitbestimmung ausgewählt. Die Produkte werden in einem elektronischen Beschaffungskatalog zusammengestellt und stehen so unternehmensweit einheitlich zur Verfügung.
Anforderungen aus der Praxis werden über die Arbeitssicherheitsexperten in den Bewertungskreislauf eingesteuert.
«
Stefan Gandelau
»Die Umstellung eines Großunternehmens auf eine einheitliche PSA stellt eine besondere Herausforderung dar, besonders, wenn es sich um unterschiedliche Bundesländer und daher früher unterschiedliche gewachsene Strukturen handelt. Insgesamt haben wir für diesen Prozess mehrere Jahre gebraucht und sind dank der Unterstützung von Schloemer nun bei einem sehr straffen und einheitlichen PSA-Sortiment angelangt, welches zwar immer noch Sonderlösungen für einzelne Standorte bietet, aber in der breiten Masse vereinheitlicht werden konnte.«
Karsten Kazmierczak
»Bereits 2006 gab es bei Evonik ein erstes Projekt, das das Ziel hatte, das PSA-Sortiment zu verschlanken, um Kosten zu sparen. Mittlerweile hat sich dieses Projekt zu einem etablierten Prozess gewandelt. Das Sortiment wurde bis heute um ein Vielfaches reduziert. Die schnelllebige Produktentwicklung im Bereich der PSA führt allerdings dazu, dass das Sortiment kontinuierlich geprüft werden muss. Echte Innovationen müssen unter vielen Trendprodukten ohne erkennbaren Mehrwert erkannt werden. Dabei müssen die Produkte stets den individuellen Anforderungen von Evonik entsprechen. Produkte von der Stange können selten genutzt werden. Auch die Vorgaben des Corporate Design erschweren oft die Auswahl der Produkte, da die Abnahme häufig an Mindestmengen gebunden ist. Mit der bisherigen Umsetzung sind wir sehr zufrieden. Wir haben aber auch erkannt, dass sich die Umsetzung eines einheitlichen PSA-Sortiments nicht nur in Bezug auf die Kosten lohnt. Durch sorgfältige Selektion konnte zusätzlich die Qualität der Produkte gesteigert werden. Zwar steht unseren Mitarbeitern heute ein kleineres Sortiment zur Verfügung, dieses ist dafür optimal auf die Anforderungen abgestimmt und erleichtert die Auswahl des richtigen Produktes.«
Hans-Joachim Wasch
»In unserem Unternehmen sind wir in dieser Frage gut aufgestellt. Wir haben einen Arbeitskreis, in dem die Mitbestimmung, Vertreter der Betriebe, die Arbeitsmedizin und die Arbeitssicherheit vertreten sind. Dort wird die PSA, die im Unternehmen zur Verfügung gestellt wird, festgelegt.«
Wie kann der Fachhandel Unternehmen bei der dezentralen Umsetzung unterstützen und welche Hilfe erwarten Sie konkret von einem PSA-Fachhandel wie Schloemer?
Udo Schulz
»Hilfreiche Argumente bei der dezentralen Umsetzung sind die Versorgungssicherheit durch eine umgehende Belieferung, ein hoher Automatisierungsgrad, die direkte Vorkommissionierung durch den Lieferanten, der Wegfall von Bestellabwicklungen über Kontrakte sowie keine eigenen Kapitalbindungskosten für die Lagerhaltung. Die Umstellung auf die Versorgung über E-Procurement ist lediglich ein technischer Wechsel des Beschaffungssystems. Der Systemlieferant muss garantieren, dass das aktuelle Sortiment in vollem Umfang erhalten bleibt, wobei zu berücksichtigen ist, dass eine Änderung der Kataloginhalte durch den Systemlieferanten nur mit der Zustimmung des Arbeitsschutzes erfolgen kann. Diese Kriterien sind unserer Meinung nach von einem Systemlieferanten zu erfüllen.«
Dr. Oliver Polanz
»Wesentliche Voraussetzung für eine dezentrale einheitliche Umsetzung der PSA-Anforderungen ist ein nachvollziehbares Logistikkonzept und eine bedarfsgerechte Lagerhaltung für ausgewählte Produkte. Neben einer fachlichen Unterstützung bei der Auswahl von Produkten bzw. Substitutsempfehlungen ist somit eine schnelle Reaktion und Kooperation mit verlässlichen Logistikpartnern von entscheidender Bedeutung.«
Stefan Gandelau
»Die Hohe Flexibilität, welche bei Schloemer eindeutig gegeben ist, hilft hier enorm. Schnelle Reaktionen und Lieferfähigkeit auch an verschiedene Standorte sind hier ausschlaggebend.«
Karsten Kazmierczak
»Ein spezialisierter PSA-Handel kann bereits bei der Festlegung des Sortiments tatkräftig unterstützen. Als Systemlieferant hat Schloemer eine gute Marktbeobachtung. Als Spezialisten kennen die Mitarbeiter die Produkte, sind in Bezug auf Innovationen stets auf dem Laufenden und können unsere individuellen Anforderungen berücksichtigen. Dies qualifiziert Schloemer dazu, fundierte Produktempfehlungen auszusprechen. Als Systemlieferant bietet Schloemer überdies einen Service, der uns bei der dezentralen Umsetzung aktiv unterstützt. Verbrauchsstellen werden schnell und direkt beliefert und Bestellprozesse automatisiert. Über individuelle elektronische Kataloge, die Schloemer uns zur Verfügung stellt, können unsere Mitarbeiter ihre PSA direkt bestellen. Die Kataloge, die ausschließlich von der Arbeitssicherheit freigegebene Produkte enthalten, führen unsere Mitarbeiter schnell und unkompliziert zum richtigen PSA-Produkt.«
Hans-Joachim Wasch
»Der Fachhandel ist für uns eine große Unterstützung bei der Versorgung unserer Betriebe. Die Betriebe können schnell und zuverlässig durch den Fachhandel versorgt werden, sodass wir dort keine Engpässe haben und der Betrieb reibungslos laufen kann.«
Schloemer erstellt kundenspezifische Print- und E-Kataloge, die ausschließlich durch die Arbeitssicherheit freigegebene PSA-Produkte beinhalten. Mit diesen Katalogen sorgen unsere Kunden für schlanke Prozesse. Die Bestellabwicklung wird an die Verbrauchsstellen übertragen. Die Arbeitssicherheit definiert das Sortiment, der Einkauf wird entlastet.
Auch Sie nutzen in Ihrem Unternehmen individuelle Einkaufskataloge für PSA. Welche Schlussfolgerungen ziehen Sie aus Ihren bisherigen Erfahrungen?
Udo Schulz
»In dem PSA-Katalog der RAG sind nur durch den Arbeitsschutz ausgewählte und von den Beschäftigten positiv getestete Artikel enthalten. Der PSA-Katalog ist von der Unternehmensseite und der Mitbestimmung freigegeben. Durch die Einführung von E-Procurement sind die Einkaufs- und Genehmigungsprozesse verschlankt worden. In den Betrieben sind Materialausgabezentren geschaffen worden und jeder dort gelagerte Artikel wird automatisch bei der Unterschreitung des Mindestbestandes ohne Disposition nachbestellt. Die Verschlankung der Prozesse zog eine nicht unerhebliche Kosteneinsparung nach sich.«
Dr. Oliver Polanz
»Individuelle Einkaufskataloge sind der entscheidende Faktor für eine einheitliche Steuerung von Produkten im Unternehmen. Präventivansätze wie Tragen von knöchelhohen Sicherheitsschuhen zur Milderung der Verletzungsschwere nach Stolper-, Rutsch- und Umknickunfällen können über einen individuellen Katalog valide gesteuert werden. Auch ein einheitliches Erscheinungsbild der Mitarbeiter wird durch einheitliche Ware und das unternehmensspezifische Branding gefördert.«
Stefan Gandelau
»Der individuelle Katalog ist sehr hilfreich, da wir den Mitarbeitern hiermit direkt deutlich machen können, was verfügbar ist und was nicht. Mit Hinweis auf Bestellnummern und Preise um auch hier die Kostenverantwortung der einzelnen mit einzubeziehen. Bei Ortsterminen ist die Print version von großem Vorteil, hier kann man schnell mal was nachsehen oder Mitarbeitern erläutern.«
Karsten Kazmierczak
»Mithilfe der von Schloemer zur Verfügung gestellten elektronischen Kataloge kann die Bestellung direkt über die Verbrauchsstelle abgewickelt werden. Alle Produkte im Katalog sind von der Arbeitssicherheit nach Gefährdungsbeurteilung freigegeben. Den Inhalt der Kataloge können wir individuell gestalten. So haben wir die Möglichkeit, unseren Mitarbeitern neben den Produktinformationen weitere Inhalte, wie z.B. Anwendungsbeschreibungen, zur Verfügung zu stellen. Unsere Mitarbeiter finden im Katalog am Ende alle relevanten Informationen, die die Auswahl des richtigen Produktes erleichtern. Erst über die elektronischen Kataloge lässt sich ein einheitliches PSA-Sortiment auch wirklich sauber umsetzen. Der Katalog gibt das zur Auswahl stehende Sortiment vor, der Mitarbeiter hat keine andere Wahlmöglichkeit. Dadurch lässt sich das Beschaffungsverhalten der Mitarbeiter gezielt steuern.«
Hans-Joachim Wasch
»Ein gut aufgestellter Einkaufskatalog ist eine enorme Hilfe. Informationen können dort gut platziert werden und so die Endanwender bei der Auswahl der richtigen PSA unterstützen. Dies bedeutet natürlich auch eine gewisse Entlastung der Arbeitssicherheit.«
Schloemer gehört zu den Pionieren im E-Business. 75% unseres Geschäfts wird bereits elektronisch abgewickelt. Prozesskostenoptimierung, vollelektronische Abwicklung der Beschaffungsvorgänge, Freiraum für den strategischen Einkauf – all das kann E-Business heute schon leisten.
Wo sehen Sie die Grenzen für die elektronische Beschaffung von Arbeitsschutz-Produkten in einer globalen und digitalisierten Welt und was sind Ihre Wünsche an die Zukunft?
Dr. Oliver Polanz
»Bei SPIE stehen eine durchgehend elektronische Abwicklung mit niedrigen Prozesskosten bei Arbeitsschutz-Produkten im Fokus. Wünschenswert in diesem Zusammenhang ist bedarfsorientiert eine sehr schnelle bundesweite Belieferung (same day delivery), so dass der Bedarf auch kurzfristig gedeckt werden kann. Neben der Lösung des elektronischen Katalogs für den standardisierten Bedarf, der in der Regel auch getestet wurde, muss ein Lieferant für Einzel-/Spezialbestellungen einen Innendienst bereit stellen, über den auch Sonderbestellungen zeitnah abgewickelt werden können. Der Innendienst sollte neben der simplen Bestellaufnahme eine fachlich fundierte Beratung mit allen Möglichkeiten der modernen Kommunikation anbieten.«
Stefan Gandelau
»Die Auslösung von Bestellungen über Lagersysteme o.ä. auf elektronischen Wege ist ja mittlerweile Standard. Einzelne Order aus Bereichen im E-Business Verfahren sehe ich in einem Betrieb unserer Größe zur Zeit noch nicht.«
Karsten Kazmierczak
»Der technische Wandel schreitet stetig voran. Digitalisierung ermöglicht es, Prozesse zu automatisieren und zu verschlanken. Das schafft in der Arbeitswelt viele Vorteile und entlastet die Ressourcen. Doch bei den ganzen Vorteilen, die die digitale Vernetzung mit sich bringt, darf eins nicht auf der Strecke bleiben: der Faktor Mensch. Gerade in Bezug auf die Beratung zählt der persönliche Kontakt. Auch wenn alle relevanten Daten digital zur Verfügung gestellt werden, kann dies eine echte Beratung durch einen Spezialisten nicht ersetzen.«
Hans-Joachim Waesch
»Ich glaube nicht das es dabei Grenzen gibt, jedoch sollte und kann man auch auf den persönlichen Kundenkontakt nicht verzichten.«